Betriebsversammlung bei Kennametal Vohenstrauß

- die CSU zeigt sich solidarisch!

Kennametal in Vohenstrauß: Betriebsrat soll Sparkonzept vorlegen

Die Betriebsversammlung von Kennametal in Vohenstrauß am Donnerstag ist ernüchternd. Der Konzern fordert vom Betriebsrat ein Konzept für Einsparungen in Millionenhöhe. Fragen an den Werksleiter bleiben unbeantwortet.

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Ist das das Ende von Kennametal in Vohenstrauß? Bei der Betriebsversammlung am Donnerstag konnte man den Eindruck gewinnen, die Tage des Werks sind bereits gezählt.

Bild: Gabi Schönberger

von Christine Walbert

Wie schon bei Kennametal Steel in Nabburg vor einigen Tagen findet auch im Vohenstrauß Werk die Betriebsversammlung wegen der Corona-bedingten Schutzmaßnahmen im Freien statt. Betriebsratsvorsitzender Markus Baierl freut sich über etliche Zaungäste, unter denen sich neben rund 20 Kollegen aus Nabburg auch zahlreiche Stadträte und Bürgermeister Andreas Wutzlhofer befinden.

Mit einem Blick zurück auf die "kleine Erfolgsgeschichte" des Unternehmens beginnt Baierl sein Statement. Er sei stolz gewesen, als er vor 35 Jahren im Betrieb - damals noch Hertel - seine Ausbildung begonnen habe. Aber was sei aus dem damals zukunftsträchtigem Unternehmen mittlerweile geworden? Die deutschen Kennametal-Standorte verglich er wie Teilnehmer eines Tischtennis-Rundlaufs, die bei einem Fehler ausscheiden müssen. Und nun sei offenbar Vohenstrauß an der Reihe.

"Spalte und herrsche"

Das Motto des Kennametal-Managements betitelte Baierl: "Spalte und herrsche". Vohenstrauß sei der teuerste Standort weltweit. Der Betriebsrat solle innerhalb der nächsten drei Wochen ein Konzept erstellen, in dem 5,8 Millionen Euro jährlich eingespart würden. Angesichts dieser Aufgabe meinte Baierl unter dem Beifall der Belegschaft und Zaungäste: "Wenn wir das schaffen, dann brauchen wir kein Management mehr."

Der Betriebsratsvorsitzende lieferte Zahlen, mit denen er das Kostenproblem näher beleuchtete und gleichzeitig die positiven Aspekte des Standorts Vohenstrauß hervorheben wollte. Das ins Feld geführte Kostenproblem sei seiner Meinung nach viel eher ein Auslastungsproblem, das durch Managementfehler verursacht worden sei. "Wir haben mit drei Krisen zu kämpfen. Margenkrise, Logistikkrise und nun noch die Coronakrise", erklärte Baierl. Gier und Größenwahn hätten den Konzern erst in diese Lage gebracht. Manager mit Drei-Jahres-Verträgen und horrenden Gehältern würden sich immer schneller ablösen und nach ihrem Abgang einen Scherbenhaufen hinterlassen. Das Problem sei hausgemacht: Ohne die Produktion von Sonderartikeln, die als Türöffner für weitere Geschäfte bei den Kunden fungieren, würden auch die Aufträge in den Standardbereichen einbrechen.

Fehlende soziale Kompetenz

Nicht zu vermitteln sei laut Baierl die Tatsache, dass der Konzern in Vohenstrauß mit einem Millionenaufwand erst kürzlich zwei neue Hallen baute, und nun damit drohe, zwei Drittel des Volumens an Niedriglohnstandorte zu verlagern. "Das ist nicht die Hall of Fame, das ist die Hall of Shame. Schämt euch!", schimpfte Baierl in Richtung der Konzernführung. Sehr schwierig, so vermutete der Betriebsratschef, werde es, wenn man nun mit Managern wie Torsten Klitzsch verhandeln müsse, der von sich selbst behaupte, keine soziale Kompetenz zu haben.

Der Sprecher bereitete die Belegschaft auf Einschnitte vor: "Sicher wird es nicht ohne Zugeständnisse gehen. Aber ohne feste Zusagen werden wir keine Zugeständnisse machen. Denn sonst ist es nur ein Sterben auf Zeit." Die Belegschaft müsse nun zusammenhalten, um die gemeinsame Zukunft zu sichern.

Am Ende nahm Baierl Werksleiter Mario Wild in die Pflicht und forderte ihn auf, sein Konzept zur Rettung des Standorts vorzustellen: "Mario, wo ist dein Konzept? Ich nehme dich in die Pflicht. Wir sind der größte Betrieb hier in Vohenstrauß." Unter anderem verlangte Baierl, dass Wild im Kampf um den Erhalt des Werks die Vorteile des Standorts in die Waagschale werfen solle. Außerdem bat er ihn um eine Erklärung, weshalb die Kosten des Werks dermaßen aus dem Ruder gelaufen sind. "Du musst diese Zahlen entkräften", bat er den Werkschef. Die Rede Baierls wurde mit viel Applaus bedacht.

Die Trillerpfeifen kamen dann lautstark zum Einsatz, als der Werksleiters gleich am Anfang seines Statements erklärte, dass er nicht alle Fragen "ad hoc" beantworten könne und diesmal auch keine Zahlen und Daten parat habe. "Viele Dinge sind in Vohenstrauß gut gelaufen. Aber die aktuelle Situation kann man nicht wegdiskutieren", versuchte Wild zu erklären. Es sei Fakt, das Vohenstrauß das teuerste Werk sei. "Dem Problem müssen wir uns stellen, oder wir geben das Ruder aus der Hand."

Er werde sich nur mit Dingen beschäftigen, die er auch in der Hand habe. Dazu zähle nicht die Margenstrategie. Immer wieder habe er sich vom Betriebsrat die Kritik gefallen lassen müssen, dass die Belegschaft in Entscheidungen nicht eingebunden worden sei. Nun frage man Betriebsrat vorher nach einer Lösung, und offenbar sei dies nun auch nicht gewünscht - was wiederum ein lautes Trillerpfeifenkonzert bestätigte. "Wir müssen versuchen, Vohenstrauß weiterhin attraktiv zu halten für das Unternehmen und Angriffe bestmöglich abwehren." Zu den Fragen des Betriebsrats meinte Wild nach einer kurzen Pause: "Die nehme ich mit und werde dazu später noch Stellung nehmen." Gelächter und Pfiffe waren die Reaktion.

"Larifari"

Ein Versammlungsteilnehmer erklärte laut: "Wenn ich ein Werksleiter bin, der hinter Vohenstrauß steht, dann beantworte ich die Fragen und benehme mich nicht wie ein Manager." Applaus brandete auf. Weitere Wortmeldungen beschäftigten sich mit der Margenstrategie des Unternehmens. "Wenn wir aus den Fehlern der Vergangenheit nicht lernen wollen, dann sind wir zum Scheitern verurteilt und können gleich zusperren", kommentierte ein Sprecher die Aussage Wilds, dass es nichts bringe, sich "mit dem Blick nach hinten" aufzuhalten.

Ein weiterer Redner ging noch härter mit dem Betriebschef ins Gericht: "Das, was Sie tun, ist Larifari." Wenn man mit dem Konzern verhandle, müsse man beweisen, dass "man einen Arsch in der Hose hat". Wild wiederum verwies auf die zwei neuen Hallen, für die er sich hartnäckig eingesetzt habe. Würde er so verhandeln, wie von großen Teilen der Belegschaft gefordert, "dann steht bei der nächsten Betriebsversammlung ein anderer da, der weniger emotionale Bindung zu Vohenstrauß hat".

Sachlicher Auftritt

Auch IG-Metall-Bevollmächtigter Udo Fechtner konnte im Anschluss seine Enttäuschung über den nüchtern-sachlichen Auftritt des Werksleiters nicht verbergen: "So etwas wie heute habe ich noch nicht erlebt." Der Betriebsratsvorsitzende hätte Wild verzweifelt mehrere Brücken gebaut, die er offenbar nicht nutzen wollte. "Was macht denn Vohenstrauß aus? Das wart ihr", meinte Fechtner zu den Beschäftigen. Sicher sei Wild als Chef auch für die Hallen zuständig, "aber in den Hallen arbeiten doch Leute".

Die simple Frage, was den Standort Vohenstrauß so erfolgreich mache, müsse ein Werksleiter spontan beantworten können: "Sowas muss ich wissen, wenn mich in der Früh um 4 Uhr meine Frau weckt." Dass Vohenstrauß nun auf einmal der teuerste Standort sei, wollte der Gewerkschaftsvertreter so nicht glauben. "Ich denke, da muss man genau hinschauen."

Noch einmal bekräftigte er, dass es Zugeständnisse der Belegschaft nur geben werde, wenn es auch Zusagen des Unternehmens hinsichtlich Beschäftigungssicherung und Investitionen gebe.

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Bürgermeister Andreas Wutzlhofer und einige Stadträte zählten zu den Zaungästen der Betriebsversammlung von Kennametal in Vohenstrauß.

Bild: Gabi Schönberger

Onetz 3              Das ist nicht die Hall of Fame, das ist die Hall of Shame. Schämt euch!

 

Bild: Gabi Schönberger

Kennametal-Betriebsratsvorsitzender Markus Baierl

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Im HInterhof des Kennametal-Geländes trifft sich die Belegschaft zur Versammlung, der auch einige Zaungäste beiwohnen.

Bild: Gabi Schönberger

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Mit Fahnen nehmen die Kennametal-Kollegen aus Nabburg an der Betriebsversammlung des Vohenstraußer Werks teil.

Bild: Gabi Schönberger

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Die Belegschaft des Kennametal-Werks in Vohenstrauß wird sich auf Einschnitte vorbereiten müssen. Vom Betriebsrat wird ein Sparkonzept verlangt.

Bild: Gabi Schönberger

HINTERGRUND:

Kennametal

Kennametal ist ein internationaler Konzern mit Sitz in den USA, spezialisiert auf Spezialwerkzeug für die Industrie. In der Oberpfalz gibt es drei Werke. Das Vohenstraußer Werk zählt 350 Beschäftigte. Dieses Jahr wurden in den anderen Niederlassungen in Nabburg bereits die Entlassungen von insgesamt 99 Mitarbeitern aufgrund von "notwendigen Kapazitätsanpassungen" bekanntgegeben.

Quelle: Onetz vom 25.06.2020 (id3049074) – Text: Christine Walbert, Bilder: Gabi Schönberger

 

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